repräsentativ-parlamentarische Beteiligungsform:
Der Jugendgemeinderat ist auf Dauer angelegt, bildet die Strukturen von Erwachsenengremien nach und ermöglicht ggf. eine rechtliche Verankerung. Neben „Jugendgemeinderat“ findet man in Luxemburg u.a. auch folgende Bezeichnungen: Jugendrat oder Jugendparlament (auf Gemeindeebene)
in der Regel direkt und demokratisch von Jugendlichen gewählt:
Er vertritt die Interessen der Jugendlichen in der Gemeinde. Es gibt aber auch Jugendgemeinderäte mit Jugendlichen, die nicht gewählt sind. Die Mitglieder eines Jugendgemeinderates vertreten in der Regel keine (Jugend)Partei.
fester Ansprechpartner für den Gemeinderat:
Er soll jedes Mal einbezogen werden, wenn bei Planungen und Projekten Jugendliche betroffen sind. Die Mitglieder können auch eigene Projekte anstoßen und umsetzen. Jugendgemeinderäte tagen nicht unbedingt in regelmäßigen Abständen, wie es z.B. bei Gemeinderäten der Fall ist. Ratsam ist allerdings, mindestens alle zwei Monate zusammenzukommen, um Beschlüsse zu fassen, Abstimmungen durchzuführen und Projekte zu initiieren.
Rollen:
Viele Räte wählen einen Vorstand, der die Arbeit koordiniert, den Jugendgemeinderat nach außen vertritt und Ansprechpartner ist. In verschiedenen Gemeinden leitet z.B. der Schöffe oder die Schöffin den Vorstand oder nimmt als Mitglied an den Sitzungen teil. Zudem können Jugendgemeinderäte eine verantwortliche Person für die Öffentlichkeits- und Pressearbeit bestimmen.
Begleitung sicherstellen und Teamgeist fördern siehe auch „Was macht die Begleitperson?“ + Methodenkiste
Voraussetzungen für eine gute Kooperation und Kommunikation zwischen dem Jugendgemeinderat, dem Gemeinderat und der Verwaltung schaffen
das Recht sichern, z.B. im Gemeinderat das Wort zu ergreifen oder Entwürfe zur Abstimmung im Gemeinderat einzureichen
themenbezogene Aktionen und Veranstaltungen organisieren
Engagement anerkennen (positive Kommunikation, Einweihung, Abschlussfeste, Präsenz in den Medien, …)
Teilnahme an Fortbildungen und Seminaren für Jugendliche ermöglichen (Projektmanagement, Rhetorik, Öffentlichkeitsarbeit, Moderation, …)
einen Arbeitsraum bereitstellen
Misserfolge aufarbeiten und daraus lernen
eventuell mit einem zeitlich begrenzten, kleineren Projekt anfangen, um die Beziehung zu den Jugendlichen aufzubauen und Interesse an Jugendbeteiligung zu erwecken
einen alternativen Namen zu „Jugendgemeinderat“ suchen, der weniger an institutionalisierte Politik und das Erwachsenengremium erinnert und somit auch mehr Lust und Interesse bei potenziell Interessierten hervorruft
Vorbereitung
Wie werden mögliche Kandidat*innen gesucht und wie werden die Aufgaben eines Jugendgemeinderats erklärt?
Wer informiert wo und wie über die Wahlen?
- Schulen, Jugendhaus, öffentliche Plätze, …
- persönliches Anschreiben, Plakate, soziale Medien, lokale Aktionen, die Aufmerksamkeit erregen, …
- Kandidat*innen verkünden und bekannt machen
Wer organisiert, koordiniert und führt die Wahlen aus?
- die Bedingungen zur Wahlzulassung und Kandidatur sowie den Ablauf der Wahlen in einer jugendgerechten Sprache darstellen
- Stimmzettel erstellen
- Urne (bei der Gemeindeverwaltung) und weiteres Material besorgen
- Wahlhelfer*innen und Auszähler*innen suchen
- ggf. ein Tool zur Online-Wahl suchen und die nötigen Vorkehrungen für die Umsetzung treffen
- Bewerbungen zulassen und Wahlresultate ermitteln
Wie werden die Wahlresultate kommuniziert: Soziale Medien, Newsletter/Gemengebuet/Internetseite der Gemeinde, Plakat in der Schule, Nachricht an Akteure, die in der Gemeinde mit Jugendlichen zusammenarbeiten
Wann sind die ersten Sitzungen und wie laufen sie ab (Kennenlernen, Teambuilding, Einführung in das Gemeindewesen, Festlegen von kurz-, mittel- und langfristigen Zielen, …)? siehe auch Methodenkiste – „Wir suchen Ideen!“ + „Wir haben einen Plan!“
Welche Erwachsenen sind anwesend?
Welche Rollen braucht es? Wie werden diese verteilt?
Wie entsteht der Kontakt mit dem/der Bürgermeister*in und dem Schöffen- oder Gemeinderat?
Welche Fortbildungen sind interessant und nützlich (zum Beispiel Projektmanagement, Rhetorik, Öffentlichkeitsarbeit, …)?
Praxisbeispiel / Jugendgemeinderat im ländlichen Raum Wincrange
zehn Mitglieder aus verschiedenen Dörfern der Gemeinde, die für 2 Jahre gewählt werden
eigenes Budget, um Projekte und Ideen umzusetzen
Mission:
- Meinungen und Ideen der Jugendlichen aus der Gemeinde gegenüber dem Gemeinderat vertreten und eigene Projektideen umsetzen
- offizielles Beratungsgremium für alle Themen, die Jugendliche betreffen
Funktion des Jugendbureau Éislek bei diesem Projekt:
- Unterstützung der Gemeinde bei der Umsetzung des Jugendgemeinderats
- Begleitperson der Jugendlichen bei den Versammlungen sowie bei der Entwicklung und Umsetzung ihrer eigenen Ideen und Interessen
gezielte persönliche Ansprache der Jugendlichen in den jeweiligen Vereinen
Veröffentlichung eines Flyers im Gemeindeblatt
Infoversammlung für interessierte Jugendliche
Einberufung einer ersten offiziellen Versammlung des Jugendgemeinderats im Gemeindehaus in Anwesenheit des Gemeinderats
Vorschläge und Ideen der Jugendlichen ernst nehmen
Jugendliche im Vorfeld über die Rolle und Funktionen eines Jugendgemeinderates umfassend informieren, da diese für sie oft abstrakt sind. Wichtig ist, dass sie wissen, was sie erwartet und nicht so schnell abspringen.
Am Anfang viel Zeit für das Teambuilding nehmen, damit die Gruppe zusammenwächst.
Rollen und Aufgaben innerhalb des Jugendgemeinderats verteilen und besprechen
Gemeinsam eine eigene Identität entwickeln (Logo), um sichtbarer zu werden und eine stärkere Identifizierung mit dem Jugendgemeinderat zu begünstigen
Die Begleitperson ist sehr wichtig:
- Bezugsperson festlegen, die nicht ständig wechselt
- Balance zwischen Initiative und Zurückhaltung finden: Wann ist mehr und wann weniger Betreuung notwendig?
- Ist im ständigen Kontakt mit den Jugendlichen und dem Gemeinderat
- gewährleisten, dass die Jugendlichen die Wertschätzung von den Gemeindevertretern erhalten, die sie verdienen und den Dialog fördern
Die Unterstützung der Gemeinde ist sehr wichtig für den Erfolg eines Jugendgemeinderats.
Die Arbeit sichtbar machen, damit die Bürger*innen sich über die Rolle des Jugendgemeinderat bewusst werden.